Geschäfts- und Erfahrungsbericht 2019 – 1Q2020

Dieser etwas andere Geschäftsbericht gibt Aufschluss über die Entwicklung meines Geschäfts in den vergangenen Monaten, gespickt mit Learnings aus meiner Coaching- und Beratungspraxis. Sie erfahren u.a.:

  • wie man in Strategieteams Zusammenhalt und Leistung fördert,
  • warum es sinnvoll ist, Führungsprojekte an die Unternehmensstrategie zu binden,
  • inwiefern unternehmenskulturelle Barrieren den Erfolg von Investitionsprojekten schmälern können,
  • worauf Neu- und Quereinsteiger auf hohem Level besonders achten müssen, um Arbeitsbeziehungen nicht zu gefährden und – last not least –
  • wie ein Solo-Selbstständiger den Lockdown verarbeitet (und dabei Unterstützung von einem geschätzten Bandkollegen bekommt).

LIVE YOUR STRATEGY [LYS] ist die Marke, mit der ich in den Geschäftsfeldern Strategieumsetzung und Executive Coaching aktiv bin. Ich unterstütze Unternehmen, Geschäftseinheiten, Teams und Schlüsselpersonen dabei, unternehmerische und individuelle Ziele zu erreichen.

GESCHÄFTSENTWICKLUNG

Zu meinen Kunden zählen national und international agierende Groß- und mittelständische Unternehmen derzeit in den Branchen Automotive, Pharma, Energieversorgung und Maschinenbau.

Das Gros der Umsätze im vergangenen Jahr wurde mit Folgeaufträgen aus dem Pool der Bestandskunden erzielt. An Neukunden konnte ich u.a. die Business Unit eines börsennotierten Industriekonzerns gewinnen.

Die Umsatzentwicklung gestaltete sich in den 2019er Monaten durchweg positiv, wozu nicht zuletzt ein Anstieg der Auftragsvolumens in den Themenfeldern Führungsprojekte, Executive Coaching und Mediation beigetragen haben. Im Jahr 2020 sieht dies voraussichtlich deutlich anders auch. Mehr dazu weiter unten im Text.

Strategie- und Zielklausuren mit ihren unterjährigen Boxenstopps bilden nach wie vor das Rückgrat der Umsatzentwicklung.

ERWEITERTES ANGEBOT IM EXECUTIVE COACHING

Flexibilität ist eine Eigenschaft, die von Executives erwartet wird, weshalb ich mein Leistungsangebot im Geschäftsfeld Executive Coaching im Jahr 2019 daraufhin angepasst (on demand) und in Teilen digitalisiert (online-tools) habe, getreu dem Motto:

„Was Coach und Coachee voneinander trennt, das bringt die Online-Welt zusammen.“

Was bleibt, sind mittelfristig angelegte Coaching Formate, die an persönlicher Weiterentwicklung und Kompetenzzuwachs orientiert sind. Hier sind Laufzeiten von 4 – 6 Monaten zu 6 zweistündigen Sitzungen üblich. Ergänzende Online-Konferenzen zwischen den Einheiten erhöhen dabei die Nähe zum Tagesgeschäft und sichern die Nachhaltigkeit.

AUS DER STRATEGIEUMSETZUNGSPRAXIS

Strategieklausuren wurden bisher in den Wochen um den Beginn des neuen Geschäftsjahres positioniert. Dies hat sich deutlich verändert. Mittlerweile werden diese neuralgischen Meet Ups in allen Quartalen des Geschäftsjahres – situations- und anlassbezogen –aufgesetzt. „Wir fahren auf Sicht und agieren flexibel.“, könnte der passende Leitsatz dazu lauten.

Das Schöne daran:

Lernen wird damit direkt an den Strategieprozess gebunden.

Und dies genau ist es, wofür ich mit meiner Arbeit angetreten bin, nämlich das gemeinsame Lernen raus aus dem Workshopsetting direkt in das Business zurückzuholen, dorthin, wo es unmittelbar wirksam werden kann.

Strategie +

Strategieklausuren haben nicht nur einen reinen Geschäftsbezug. Warum nicht, zumal in schwierigem Fahrwasser (auch vor Corona nicht unüblich), für mehr zwischenmenschlichen Bezug und Zusammenhalt im Strategieteam sorgen? Hervorragend dazu geeignet ist der hinlänglich bekannte Clifton StrengthsFinder®. Mit diesem konsequent an den persönlichen Stärken der handelnden Personen ausgerichteten Instrument lässt sich eine Reflexions- und Dialogeinheit gestalten, bei der man einander

a) seine persönlichen Stärken vorstellt (und lernt, dazu zu stehen) und

b) den anderen Teammitgliedern kommuniziert, welche Stärken man ihnen anzubieten hat: „Ich denke, ich kann die „Go-to-Person“ sein, wenn es um Kreativität und Ideation geht. Das biete ich Euch allen an.“

Wenn man sich auf dieser Grundlage dann vernetzt und aktuelle Projekte mit den Mitgliedern sortiert, die komplementäre Stärken haben, dann gewinnen Arbeitsbeziehungen, empfundene Wertschätzung und der Projektfortschritt gleichermaßen. So geschehen in einem internationalen Projekt zur Zielfindung im Bereich Agrarchemie und in einem Leadership Circle einer Real Estate Einheit im Bereich Energieversorgung.

Worauf sollte man schließlich in turbulenten Zeiten fokussieren, wenn nicht auf seine Stärken, und zwar auch auf solche, die man den anderen zur Verfügung stellen kann?

Führungsprojekte mit produktionsnahen Führungskräften

Dieses Projekt entwickelte sich zu einem echten Highlight im vergangenen Jahr (eine ausführlichere Projektbeschreibung findet sich hier). In Summe konnte ich mehr als 40 Führungskräfte in der Produktion durch ihre Performance Projekte begleiten und ihre Führungs- und Selbstführungsfragen in intensiven 1:1 Coachings sortieren und klären – nah an ihren Alltagserfahrungen, nah am Tagesgeschäft, nah am Wertstrom, dessen Potenziale es zu heben galt. Das allein zahlte sich schon für die handelnden Personen wie für das Unternehmen aus. Wichtig hierbei: „weiche“ Projektinhalte, sprich Führungs- und Verhaltensthemen und „harte“ Inhalte (Leistungsverbesserung im Team/Bereich) werden als gleichwertig betrachtet.

Strategieanbindung als Erfolgsfaktor

Noch mehr Durchschlagskraft wird, meiner Einschätzung nach, ein ganz ähnliches Folgeprojekt in einem weiteren Bereich des Unternehmens entfalten, in dem wir versuchen, die Inhalte des Führungsprogramms direkt an ein wichtiges strategisches Durchbruchsziel des betreffenden Werks binden. Die Strategieanbindung hat bereits bei unseren ersten Schritten dazu geführt, dass alle Beteiligten, Auftraggeber, Zielgruppen wie auch Unterstützer (Mentoren, höhere Führungsebenen) in den Schulterschluss gegangen sind. Credo:

„Unser Werk bringen wir in engster Kooperation, mit viel gegenseitiger Unterstützung nach vorne!“

Retrospektiven strategischer Projekte

Die Strategieumsetzung ist mit dem schieren Beenden der strategischen Projekte nicht abgeschlossen. Gut also, dass ein Team von Ingenieuren sich die Zeit genommen hat, ein großes Investitionsprojekt (hier mit einer Investitionssumme > 50 Mio. €) im Nachgang zu reflektieren und Erfolgsfaktoren im Hinblick auf Folgeprojekte zu teilen.

Mein Learning:

a) In drei intensiven Workshoptagen lässt sich eine Fieberkurve des Projektverlaufs zeichnen, ein intensiver Austausch über die Stolpersteine im Projekt anregen, ein Handbuch der Erfolgsfaktoren (angewandte Fehlervorbeugung) anfertigen und eine abschließende Fish Bowl Diskussion der Lessons Learned mit dem auftraggebenden Top Management durchführen.

b) Wenn dann regelmäßige Boxenstopps in ähnlich anspruchsvollen Projektvorhaben zum Standard gemacht werden, in denen auch kulturelle Barrieren (wie z.B. der Umgang mit Abweichungen: „Wird Stop!-Sagen bei uns vom Top Management ernst genommen“?) besprochen werden, dann dürften künftige Projekte noch reibungsärmer verlaufen.

AUS EXECUTIVE COACHING UND MEDIATION

Seiten- und Quereinsteiger im Unternehmen haben es nicht leicht, besonders, wenn Sie hierarchisch hoch einsteigen und vom ersten Tag an im Rampenlicht stehen. Leider fehlt es bei den vielen noch so sorgfältig ausgearbeiteten Onboarding Programmen in den Unternehmen immer noch daran, die kulturellen Besonderheiten (ungeschriebene Gesetze, heimliche Spielregeln) mit einzubinden. Wie soll man aber das Ungeschriebene, Unbenannte in den offiziellen Willkommens-Prozess einbinden? Zugegeben, das ist eher unwahrscheinlich. Was aber an Hilfestellung für den Neueinsteiger nach wie vor gilt, ist:

  • Beachten Sie Irritationen / Konflikte mit Ihrem CXO, reden Sie sie nicht klein oder verarbeiten Sie Meinungsverschiedenheiten als durch individuelle charakterliche Besonderheiten Ihres Vorgesetzten induziert. Nehmen Sie den Konflikt, abseits aller Eitelkeit, als Lernchance wahr und ernst; denn Kulturmerkmale bzw. -barrieren erkennt man meist erst im Konflikt; wenn man – sehr irritiert – bemerkt, dass man gegen die Wand gefahren ist. Verhalten Sie sich stattdessen wie ein Ethnologe und nutzen Sie Ihren Spürsinn.
  • Stimmen Sie sich regelmäßig in den Jour Fixes mit Ihrem Vorgesetzten über gegenseitige Erwartungen ab; holen Sie sich Feedback ein. Auch hier gilt; man erwartet zwar von Ihnen, dass Sie eigenständig und selbstverantwortlich agieren und vergleichsweise wenig Führung von der direktiven Sorte her brauchen. Aber warum sollten Sie es sich verbieten, wertvolle Informationen vom Chef darüber zu bekommen, was ihm in der Kooperation und in Qualitätsfragen wirklich wichtig ist?

Aus meiner Sicht wäre dies ein Beitrag zur angewandten Konfliktvorbeugung. Oft erlebe ich es, dass beide Beteiligten, der ranghohe Neueinsteiger und sein Board Mitglied, nach dem Muster agieren:

„Das muss sie/er schon allein bewältigen; sie / er wird ja schließlich gut bezahlt.“

Dies in Kombination mit falscher Eitelkeit des Neueinsteigers treibt beide Beteiligten nach einer Weile meist in den Abbruch der Arbeitsbeziehung.

Mediation setzt sich als probates Mittel zur Vermeidung von Kooperationsabbrüchen zunehmend durch.

Kooperationsabbrüche auf hoher Ebene sind sehr teuer und höchst unangenehm für alle Beteiligten. Der Chef muss erkennen, dass er den Falschen eingekauft hat. Den Neueinsteiger quält der Frust, es nicht geschafft zu haben und nun anderswo wieder neu beginnen zu müssen. Meist werden weitere Personenkreise in Mitleidenschaft gezogen (Führungskräfte; Business Partner; interne / externe Kundenbereiche, auch das Private leidet merklich). Vom wirtschaftlichen Schaden – strategische Projekte hängen hinterher; das Tagegeschäft läuft unrund – ganz zu schweigen.

Umso mehr freut es mich, zu beobachten, dass immer mehr Unternehmen die Mediation als wirksames Mittel zu nutzen verstehen, um wirtschaftliche Folgen und persönliche Beeinträchtigungen ihrer Leistungsträger zu mildern. Meine Mediationsaktivitäten jedenfalls haben sich in den vergangenen 12 Monaten nahezu verdoppelt.

Nach wie vor ist die Mediation weder Allheilmittel für brüchige Arbeitsbeziehungen noch Garantie dafür, dass sich die handelnden Personen wieder gemeinsam und mit Schlagkraft dem Kerngeschäft widmen. Ich denke, wenn realistische 60-75% der Mediationen zu tragfähigen Lösungen kommen, dann ist viel gewonnen.

AUSBLICK

Wie sich das laufende Geschäftsjahr angesichts von Pandemie und Lockdown gestalten wird, das steht in den Sternen. Aktuelle Anfragen zur Moderation für

  • eine Neu- Ausrichtung der Abteilung und die
  • Begleitung eines strategischen Projekts in der Produktentwicklung mitsamt
  • den Verschiebungen aus den im Q2 terminierten Projekten

stimmen zuversichtlich. Andererseits: steht dies alles – realistisch betrachtet – nicht in den Sternen?

Und überhaupt: steht nicht jedes Geschäftsjahr in den Sternen?

Wie sicher ist Dein Erfolg?

Ich denke, es zählt, auf das zu fokussieren, was beeinflussbar ist, dort jedenfalls ist mein Optimismus am besten aufgehoben. Das Beste, was man als Dienstleister tun kann, ist, das Ohr nah der Schiene des Kunden zu haben, zu wissen, womit er sich dieser Tage beschäftigt, was ihn womöglich nachts wachhält. Beziehungsarbeit ist also immer eine gute Idee.

Insofern, auf dem Kontinuum von allmächtig über teilmächtig zu ohnmächtig, kreuze ich die Mitte an.

Dieser Tage fällt es mir wie meinen Kunden zunehmend schwer, die Kontaktbeschränkungen (mein Beruf ist Kontakt) zu ertragen. Auch freies Entscheiden gehört sonst zu meinen Lieblingsbeschäftigungen; mit den gegenwärtigen Beschränkungen keine einfache Zeit also. Hat es aber auch etwas Gutes?

Wo ist hier das Gute im Schlechten?

Mein Bandkollege Guido formulierte es einmal so: „Freiheit schränkt ein.“ Was er meinte; wenn du vom Suchen (nach welchen Optionen auch immer) befreit bist, dann kannst du dich ganz dem widmen, was jetzt ist.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieses Geschäfts- und Erfahrungsberichts einen fantastischen Sommer!

Mit den besten Grüßen aus Köln,

Andreas Liebrecht

Bildquelle: https://me.me/i/a-matter-of-perspective-its-a-its-a-nine-six-8941139

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